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DFG-Forschergruppe ‚Spoken Morphology‘ bewilligt

Die vom anglistischen Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Plag als Sprecher beantragte Forschergruppe zum Thema ‚Spoken Morphology‘ wurde in der Juni-Sitzung des Hauptausschusses der DFG auf Vorschlag der Gutachtergruppe zur Finanzierung bewilligt.

Die Forschergruppe befasst sich mit der Frage, was uns die Aussprache abgeleiteter und zusammengesetzter Wörter (z.B.  Englisch analyzable, exactly oder butterfly) über die Repräsentation, Verarbeitung und Grammatik komplexer Wörter verraten kann. Hier sind vor allem zwei Aspekte interessant und noch kaum erforscht. Zum einen ist unklar, welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass manche morpho-phonologischen Regeln variabel angewendet werden. Man vergleiche z.B. die Betonung des englischen Wortes analyzable  auf entweder der ersten oder der drittletzten Silbe (ánalyzable ~ analýzable, beides abgeleitet von ánalyze). Zum anderen stellt sich die Frage, ob (und wenn ja, wie) sich die morphologische Struktur eines Wortes in der Aussprache manifestiert. So haben z.B. jüngste Forschungen in der Arbeitsgruppe von Prof. Plag gezeigt (Plag, Homann & Kunter 2015), dass sich die verschiedenen bedeutungstragenden s-Laute des Englischen (z.B. Plural -s und Genitiv ‘s) systematisch in ihrer Länge unterscheiden, je nachdem, welche Bedeutung ausgedrückt wird. Dieser überraschende Befund ist mit den existierenden linguistischen Theorien, aber auch mit gängigen Modellen der kognitiven Repräsentation und Verarbeitung morphologisch komplexer Wörter im mentalen Lexikon nicht zu erklären.

Die Forschergruppe untersucht diesen Problemkomplex über mehrere Sprachen und Disziplinen hinweg mit den modernen Methoden der quantitativ-strukturell orientierten Linguistik, der Phonetik und der Psycho- und Neurolinguistik.

Die fünf Projekte der Forschergruppe gehen am 1.10.2015 an den Start, ab 1.2.2016 wird ein unabhängig eingeworbenes DFG-Projekt mit einer verwandten Fragestellung seine Arbeit aufnehmen und mit der Forschergruppe assoziiert sein. Vier der dann sechs Projekte werden an der philosophischen Fakultät angesiedelt sein, eines an der Universität Tübingen und eines an der Universität Trier. Die Englische Sprachwissenschaft der HHU ist mit zwei Projekten beteiligt, die Allgemeine Sprachwissenschaft ebenfalls mit zwei. Das Trierer Projekt wird von der früheren Mitarbeiterin der hiesigen Anglistik (und seit kurzem Professorin in Trier), Prof. Dr. Sabine Arndt-Lappe, durchgeführt, und Humboldt-Professor Dr. Harald Baayen zeichnet für das Tübinger Teilprojekt verantwortlich. Das von der DFG bewilligte Gesamtvolumen für die erste, dreijährige, Förderperiode beträgt etwa 1,5 Millionen Euro. Die nachfolgende Liste der Teilprojekte verschafft einen Eindruck über die Bandbreite der Projekte.

  • P1 PROS Dr. Sabine Arndt-Lappe
    The prosody of derived words in English
  • P2 MALT Jun.-Prof. Dr. Ruben van de Vijver
    Maltese plurals: phonotactics, variation and the structure of the mental lexicon.
  • P3 VAR Prof. Dr. Miriam Ernestus & Prof. Dr. Ingo Plag
    Morpho-phonetic variation in English
  • P4 ART Prof. Dr. Harald Baayen
    The articulation of morphologically complex words
  • P5 PROC Prof. Dr. Dr. Peter Indefrey
    The online processing of homophonous words
  • Assoziiertes Projekt:
    Dr. Arne Lohmann

    The Phonetics of Word Class and its Representation in the Lexicon

 Plag, Ingo, Julia Homann & Gero Kunter. 2015. Homophony and morphology: The acoustics of word-final S in English. Journal of Linguistics. doi:10.1017/S0022226715000183.

Webseite der Forschergruppe: undefinedhttp://www.spoken-morphology.hhu.de

Kategorie/n: Anglistik und Amerikanistik, Anglistik 3
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